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Der Wiener Charme - Wienerisch verstehen!

Der folgende Text ist satirisch und jede Verbreitung für nicht kommerzielle Zwecke via Link ist erlaubt. Jede weitere Nutzung von ganz oder auszugsweise unterliegt dem Urheberrecht und ist daher ausschließlich für private Zwecke kostenlos erlaubt!

Willkommen zum etwas anderen Sprachkurs …

Natürlich können wir Ihnen keinen Überblick über das gesamte Idiom dieser doch sehr komplexen Mundart geben, aber es ist schon hilfreich, die wesentlichsten Ausdrücke und Unterschiede zum Hochdeutschen zu kennen. Schließlich möchten Sie doch nicht von einem Fettnäpfchen ins andere treten…

Eines vorneweg:
Im Wienerischen ist das was nicht, oder das Gegenteil von dem was gesagt wird oft wichtiger als der augenfällige Inhalt eines Satzes selbst. Diese simple Wahrheit ist sozusagen die Querschnittsfunktion über die mögliche Bedeutung von allem.

Klingt kompliziert und seltsam? Ist es auch!

Bevor Sie uns eindösen „wegpennen“, hier ein alltägliches und einfaches Beispiel zur Bedeutungsverschiebung bis hin zum Gegenteil:

Sie: „Du, schau, was sagst zu meinem neuen Sommerkleid?“
Beste Freundin. „Huuh, sexy!“

Der unbedarfte und ungelernte Zuhörer mag das Gesagte als nett gemeintes Kompliment der Freundin halten, die das Hervorheben der körperlichen Reize der Gesprächspartnerin goutiert.. Tatsächlich meint sie etwa folgendes:

„Meine Güte (Anm.: gebräuchliche, einleitende Bestürzungsformel), in dem Teil schaust du aus wie eine Bordsteinschwalbe, in dem Schlampenfetzen lass ich mich mit dir sicher nicht sehen. Womöglich glotzen dann alle nur dich an und ich steh daneben wie Aschenputtel.“
Ein weiterer Klassiker – diesmal zum Nichtgesagten – klingt im Allgemeinen so:

Sie: „Schahaaatz, schau amal, ich hab mir was Neues fürs Theater und so … na was sagst?“
Er: „Mmmm, sehr elegant.“

Hier wird die Intention des eleganten Abendkleids offen bestätigt, aber was nicht gesagt wird ist entscheidend und das wäre ganz klar dieses:
„Meine Güte, ich hab meine Großmutter geheiratet. Als nächstes kommen wahrscheinlich die Stützstrümpfe. HÖchste Zeit mich nach was unter 50 umzuschaun.“
Die Andeutung des tatsächlich Gemeinten liegt natürlich im Tonfall, der Sprachmelodie, dem Gesichtsausdruck, der Körperhaltung, der Tageszeit, der Umgebung u.v.m. – also halten wir fest:

Merke: Das was nicht gesagt wird, oder das Gegenteil trifft eher zu als das Gesagte selbst.

Sollte Ihnen das alles schon bekannt vorkommen oder gehen Sie selbst so vor gratulieren wir herzlich, Sie werden es hier leicht haben und nicht ganz so oft verarscht werden wie die Anderen.

Schreiten wir voran und widmen uns dem Gebrauch der wichtigsten Phrasen, die Ihnen bei der Bewältigung des touristischen Alltags sehr hilfreich sein werden.
Kennzeichnend für alle diese unentbehrlichen Floskeln ist, dass ihre Bedeutung – und wenn Sie oben gut aufgepasst haben, wissen Sie was kommt – im Nichtgesagten oder Gegenteil liegt. Zusätzlich wurden sie geschaffen, um sich damit in einer schwammigen, sprachlichen Grauzone zu verstecken, also sich keinesfalls festnageln zu lassen.
Natürlich ist das ein weites Feld, aber nach längeren Diskussionen haben wir uns auf die 5 wichtigsten geeinigt, schließlich wollen wir Sie heil durch den Aufenthalt bringen und nicht in den Wahnsinn treiben.

Merke: Schwammige Formulierungen sind nicht notwendigerweise unfreundlich, sie verringern nur die Reibungsverluste im zwischenmenschlichen Umgang.

Eine der zweifellos wichtigsten dieser nichts und alles sagenden Formeln ist:

„Najooohh.“ Eigentlich „Naja“ eine Kombination aus Nein und Ja, soviel zur Doppeldeutigkeit….
Die zweite Silbe wird lang und verschliffen gesprochen; je länger und höher im Ausklang, desto größer sind die Vorbehalte des Sprechenden dem jeweiligen Thema gegenüber. Wir fühlen instinktiv, dass Sie nach einem Beispiel lechzen – bitte, hier kommt es:

Tourist: „Sagen sie mal, geht’s hier lang zu diesem Heurigen?“
Passant: „Najoooh“…

Das tatsächlich Gemeinte ist natürlich:

„Ja sicher kommt man irgendwie nach Indien wenn man von Portugal aus nach Westen segelt, aber wir wissen ja was dabei passieren kann. Und außerdem warum ausgerechnet zu meinem Heurigen, dich brauch ich dort wie eine Darmgrippe, also was scherts mich ob du bis morgen früh dorthin findest..“

Weiters unerlässlich und sehr vielschichtig, das beliebte:

„Ehhh.“ Korrekt: ja, ohnehin, na sicher

Ohne lange Vorbemerkungen hier ein praktischer Anwendungsfall:

Wiener A: „Na wie wars in Italien im Sommer?“
Wiener B: „Ja, eh..“

Das reale Urteil über den verblichenen Caorleurlaub liest sich so zwar verständlicher, kommt aber auf das Selbe hinaus:
„Also, von dem Sauwetter und der Lebensmittelvergiftung will ich gar nicht erst anfangen, und dass ma mein Geld und ….“
In 9 von 10 Fällen folgt dann der Text von Reinhard Fendrichs unsterblichem Opus „Strada del Sole“. Die diesbezüglichen Klagen über Italienurlaube sind so konstant wie sprichwörtlich!
Der Frager erkennt am „Ehhh“ die Sachlage, denkt sich Strada del Sole dazu, freut sich insgeheim und behelligt den Bedauernswerten nicht weiter.
Das bringt uns zu einem Leckerbissen der Unverbindlichkeit, das heikle aber elegante

„Immerhin.“

Damit wird alles zuvor Gesagte, so vieldeutig es auch gewesen sein mag nochmals in der Bedeutung umgekehrt und ins Ironische überhöht.

Ja, gerne, hier was Greifbares:

Wiener A: „Das Einzige was von dir amal bleiben wird ist a schlechter Nachgeschmack.“
Wiener B: „ Na immerhin, von mir bleibt wenigstens was.“

Oder sozusagen andersrum:

Wiener A: „Das Einzige was mir nach der Scheidung geblieben ist sind die hinnichen Bandscheiben.“
Wiener B: „Na immerhin.“

Selbstverständlich bewegt man sich als Ungeübter hierbei auf dünnem Eis und am Rande der Prügelstrafe. Aber sparsam und mit Gefühl eingesetzt, wird es Ihnen den Ruf eintragen, fast sowas wie einen Schmäh zu haben. „-> siehe Link „Wiener Schmäh und Charme““
Ferner unentbehrlich schien uns das beliebte und so angenehm ungreifbare:

„Eigentlich“

Die Besonderheit liegt dabei in der simplen Tatssache, dass eigentlich eigentlich gar nicht notwendig ist, aber kein Mensch ohne auskommt. Eigentlich dient nicht wie im Hochdeutschen zur Präzisierung sondern hat im Wienerischen die Funktion einer sprachlichen Nebelgranate… Soll etwas in seiner Bedeutung halb umgedreht, verwischt und geheimnisvoll verschleiert werden empfiehlt sich eigentlich immer und überall – gern kombiniert mit anderem Schwammigen. Und sollten Sie sich langsam fragen warum all diese Versteckspiele, kÖnnen wir Ihnen nur eines der besten Zitate zum menschlichen Umgang ans Herz legen: „Man sagt ja nicht, man red ja nur…!“
Jaja, kommt schon:

Wienerin A: „Was sagst denn zur neuen Freundin vom Alex?“
Wienerin B: „Eigentlich eh … „

Falls Sie noch Kapazitäten frei haben dürfen wir Ihnen noch eine Perle kredenzen, deren Fassung wir dem genialen Wiener Kabarettisten Gunkel verdanken:

„Paaaaßt.“

Dabei handelt es sich um ein Idiom, das aus dem gewerblichen Umfeld in den Alltag übernommen wurde. Klassisch wird es von Handwerkern benutzt, die einen z.B. technischen Schaden auf äußerst nachlässige bis gemeingefährdende Art teilbehoben haben, unter gleichzeitiger Wahrung eines beruhigenden äußerern Scheins.
Die dahinterstehende Aussage läßt sich laut Gunkel wie folgt subsummieren:

„Also des paßt jetzt sicher aber gar ned, aber es wird scho ned zsammbrechen bis i soweit weg bin, dass er mi nimmer findt.“

Sollte also ein dienstbarer Geist Ihnen gegenüber diesen Terminus verwenden, muss Ihnen klar sein, dass der Leidensweg erst begonnen hat!
Tja das wars fürs erste einmal … bei fleißigem üben und gelegentlichem Nachfragen versprechen wir Ihnen, dass es so eh paßt….

Merke: Unbestimmte Wörter machen beliebt, weil man damit einfach charmanter rüberkommt!

Vielleicht zum Abschluß noch eine kleine Besonderheit, die oft Schlimmes verhüten kann. Es sind dies die vielen Bedeutungen des Wortes „ausgehen“, wovon einige im Hochdeutschen nicht vorkommen dürften.

Ausgehen (Verb), ausging, ausgegangen, refl., sich ausgehen

1. Zu einer Veranstaltung gehen, das Haus verlassen
Bsp.: Heute Abend geh ich aus mit der Hilde, ich in der Schalen und sie min Kostüm
2. Erlöschen Bsp.: das Licht geht aus, wir gehen nach Haus, rabimmel, rabammel, rabumm
3. Zur Neige gehen Bsp.: Frau Nachbarin, mir is der Kaffee ausgangen (Augenzwinkern)
4. Ausreichen Bsp.: 3 Euro für a Melange wird si ned ausgehn, lieber Herr.
5. Unklar Bsp.: des geht si nie aus!! Gebräuchlicher Ausruf am Kurvenende

Oder das - aber sicher das Letzte jetzt - Plusquamperfekt
Das Plusquamperfekt gibt es in Wien außerhalb von Schulbüchern und der deutschen Botschaft bitte sicher nicht!
Bedenken Sie, wenn Sie ganz selbstverständlich erzählen, Sie haben irgendwo gestanden, versteht man hier darunter, dass Sie dort ein Geständnis abgelegt haben. Anzahl und Folgen der möglichen Mißverständnisse sind weitaus größer als Ihre Fähigkeiten das aufzuklären.

Und zum Drüberstreuen noch was Süßes:


Wenn Sie hören…

… bedeutet das in etwa

Zur Beachtung…
Husch, husch los, losLieb gemeint zu Kindern und Tieren, oder despektierlich zu Erwachsenen
Pfau ach was, also sowas ?!Allgemeines Erstaunen, aber oft gefolgt von Drohungen
Geh bitteDas glaub ich jetzt aber nichtBetonung auf dem langen Biiiitte!!
LeiwandAusdruck hoher WertschätzungOder natürlich das Gegenteil…. Schwierig auszusprechen!!
Hamma nedDas gewünschte Produkt ist derzeit leider nicht verfügbarVerwendet anstelle von Bedauern oder Entschuldigungen bei Sortimentslücken in Gastronomie und Einzelhandel
Bist du deppatBedeutung stark abhängig vom SatzzeichenMit ?: Signalisiert Verblüffung; testet die Konfliktbereitschaft Mit !: Reaktion auf Beeindruckendes und besonderes Erstaunen


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